Authentisch führen: Authentizität im Job – wie soll das gehen?

Publiziert von WEKA Schweiz

«Authentizität» – sie zählt zu den wichtigsten Kompetenzen von Führungskräften und ist eine scheinbar ziemlich knifflige Angelegenheit. Im Internet und den Medien heiss diskutiert, gehen die Meinungen über einen authentischen Führungsstil stark auseinander. Nachvollziehbar, denn der Begriff an sich wirkt schon ziemlich kompliziert. Kaum auszusprechen und nicht wirklich klar was darunter zu verstehen ist, stellen sich berechtigter Weise die Fragen: «Wie geht das, authentisch führen?», «Wie soll die Umsetzung von Authentizität in den Berufsalltag aussehen?», «Wie können wir in verschiedenen Rollen authentisch sein?», «Sollen Führungskräfte einfach sagen, was sie denken und fühlen?».

Als Coach für Unternehmer und Führungskräfte bekomme ich diese Fragen oft gestellt. Deshalb möchte ich mit Ihnen teilen, wie Sie Schritt für Schritt vorgehen sollten, um einen authentischen Führungsstil zu entwickeln. Vorneweg jedoch noch ein paar Worte zur Begriffsklärung. Authentizität wird als «Echtheit» definiert. Menschen, die authentisch führen, werden glaubwürdig, verlässlich, ehrlich und zuverlässig wahrgenommen. Alles Eigenschaften, die erfolgreiche Führungskräfte ausmachen!

Schritt 1: Decken Sie Ihre Stärken und Schwächen auf

Authentizität beginnt damit, sich selbst zu kennen. Beantworten Sie sich die Fragen: «Was sind meine Stärken?» und «was sind meine Schwächen?». In diese Analyse sind Persönlichkeit- und Charaktereigenschaften sowie Werte zu berücksichtigen. Wenn Sie sich Ihrer Stärken und Schwächen bewusst sind, trainieren Sie Ihre Stärken und akzeptieren Sie Ihre Schwächen. Vielleicht sind Sie ein sehr dankbarer und hoffnungsvoller Mensch – zwei Charakterstärken, die übrigens sehr hoch mit Arbeitszufriedenheit zusammenhängen. Stehen Sie zu diesen Stärken, indem Sie Ihre Dankbarkeit ausdrücken und Ihrer positiven Haltung der Zukunft gegenüber treu bleiben.

Schritt 2: Beantworten Sie sich die Frage «wer will ich sein?»

Basierend auf den Stärken und Schwächen, klären Sie sich die Frage «wer will ich sein?». Und vergessen Sie die Frage «wer bin ich?». Diese Frage ist nicht nützlich. Denn schliesslich kann auch ein introvertierter Mensch den Entscheid treffen, extrovertierter in bestimmten Situationen aufzutreten. Zur Beantwortung der Frage, wer Sie sein wollen, stellen Sie sich vor Ihrem inneren Auge die konkreten Situationen vor, in welchen Sie als Führungskraft agieren. Wie wollen Sie im Kern wahrgenommen werden? In welcher Situation wollen Sie eventuell noch ein bisschen mehr von einer Eigenschaft zeigen und somit authentisch führen?

Übrigens, wir spielen den ganzen Tag Rollen, indem wir uns in unterschiedlichen Situationen unterschiedlich verhalten. So reden wir in der Regel mit einem Kind anders als mit einem Erwachsenen. Zeigen gegenüber unserer Familie meistens mehr Gefühle. Und wir benehmen uns nochmals anders in unserem beruflichen Umfeld. Unabhängig von der Situation und unserem Verhalten können wir sehr wohl in diesen unterschiedlichen Rollen authentisch sein. Authentisch zu sein und unterschiedliche Rolle einzunehmen, schliesst sich nicht aus.

Schritt 3:  Klären Sie sich Ihre Ziele und Ressourcen

Setzen Sie sich klare Ziele, die Ihren Stärken, Fähigkeiten und Werten entsprechen. Am besten halten Sie sich dabei an das SMART-Modell zur Zieldefinition. So stellen Sie sicher, dass Ihre Ziele spezifisch, messbar, ausführbar, realistisch und terminiert sind. Darüber hinaus ist es wichtig, Klarheit über die eigenen Ressourcen zu haben. Machen Sie sich bewusst, wie Sie Ihre Ressourcen am besten einsetzen und welche zusätzlichen Ressourcen Sie allenfalls herbeiziehen wollen, um Ihre Ziele zu erreichen.

Wichtig ist, dass Ihre Ziele ethisch sind. Wir verfolgen keine Ziele, die wir nicht selbst erfahren wollen. Und wir behandeln andere so, wie wir selbst behandelt werden wollen. Deshalb ist es nicht immer nützlich, Gefühle und Gedanken gerade hinaus zu sagen. Machen Sie sich in jedem Moment bewusst, was Sie tun müssen, um Ihre Ziele zu erreichen. Dazu gehört es auch, sich den Bedürfnissen Ihres Gegenübers bewusst zu sein und auf diese einzugehen, wenn dies zielführend ist. Das setzt ein hohes Mass an Empathie voraus und ist essentiell wichtig für einen authentischen Führungsstil.

Schritt 4: Bleiben Sie sich treu

Sie haben nun Klarheit über Ihre Stärken, Schwächen, Ziele und darüber, wer Sie sein wollen. Bildlich gesprochen, haben Sie nun das Nebelmeer verlassen und stehen voller Klarheit auf dem Berggipfel. Jetzt gilt es, sich selbst treu zu bleiben. Menschen, die authentisch führen, haben einen klaren Verstand und einen hohen Grad an Bewusstsein. Es ist deshalb wichtig, sich darin zu üben. Dafür wollen Sie sich in jedem Moment absolute Klarheit schaffen und sich die Frage stellen «gegeben wie es ist, was will ich, dass geschehen soll?». Und dann setzten Sie Ihr Wollen ins Tun um. Dieser Prozess beinhaltet oft mutige Entscheidungen. Das ist gut. Denn mit ihnen werden Sie mentale Stärke aufbauen und Ihren Selbstwert ins Unendliche steigern.

All diese Schritte machen Sie zu einer authentischen Führungskraft. Sie werden mehr Erfolg und mehr Spass haben, leichter Entscheidungen treffen und zum Vorbild von anderen. Zweifeln Sie nicht an sich, wenn Ihnen die Beantwortung der Fragen schwerfällt. Die erfolgreichsten Menschen gestehen sich zur Klärung dieser Fragen professionelle Unterstützung zu. So können Sie auch sicherstellen, dass sogenannte «blinde Flecken» aufgedeckt werden. Denn wir sind uns der Wirkung, die unser weniger bewusstes Verhalten bei anderen auslöst, nicht immer bewusst. Erlauben Sie sich deshalb Unterstützung in diesem Prozess und suchen Sie einen professionellen Coach auf, der Ihnen sympathisch ist und dem Sie vertrauen.